Dokumentation zu diesem Projekt

Museum Abteiberg Mönchengladbach: Interface und Interaktion der Architektur Hans Holleins und der zeitgenössischen Ausstellungspraxis

Einführung

Der österreichische Architekt und Künstler Hans Hollein (1934–2014) wurde 1967 auf Vorschlag von Joseph Beuys Professor für Architektur an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf und lehrte dort bis 1976. Hollein entwickelte sein künstlerisches Œuvre parallel zu seiner Architektur und verstand es, diese sonst häufig getrennten Felder fruchtbar miteinander zu verbinden. Noch bevor er sich einen Namen als Architekt innovativer Gebäude machte, ging seine künstlerische Arbeit bereits in Sammlungen beispielsweise des Museum of Modern Art in New York und der Albertina in Wien ein.

Nachdem Hollein im Sommer 1970 für das Städtische Museum Abteiberg in Mönchengladbach die Ausstellung »Hans Hollein: Alles ist Architektur. Eine Ausstellung zum Thema Tod« realisiert hatte, beauftragte ihn der damalige Museumsdirektor Johannes Cladders mit dem Entwurf für einen Neubau des Museums. Das alte Städtische Museum in der Bismarckstraße war bereits seit Mitte der 1960er Jahre zu klein für die bedeutende Sammlung wichtiger Strömungen der Kunst des 20. Jahrhunderts geworden. Der Bau des Museums Abteiberg war Hans Holleins erstes großes Projekt. Nach einer Planungs- und Bauzeit von zehn Jahren eröffnete das neue Museum im Juni 1982 und galt international als Sensation. Hollein erhielt für dieses Gebäude bereits kurz darauf den Reynolds Memorial Award. Insbesondere im Innenraum entfernt sich das Gebäude vom damals zur Konvention gewordenen »White Cube« und stellt aufgrund seiner starken individuellen architektonischen Identität und der Tatsache, dass die Museumsräume nicht bloßer Hintergrund für die in ihr ausgestellte Kunst sind, eine andauernde kuratorische Herausforderung dar.

Obwohl die Bauten Hans Holleins sehr bekannt und vielfach abgebildet und dokumentiert sind, gibt es keine Publikation, die das Museum Abteiberg in seiner Funktion als Museum und Ausstellungshaus behandelt. Weder das künstlerische Werk Hans Holleins und Johannes Cladders’ als auch der Beitrag des Mönchengladbacher Museums für die Förderung von Produktion und Akzeptanz der künstlerischen Avantgarde der 1960er bis 1980er Jahre waren bislang Gegenstand ausführlicher wissenschaftlicher Untersuchungen. Ziel eines Forschungsprojekts unter der Leitung der gegenwärtigen Direktorin Susanne Titz ist es, am Beispiel des Museums Abteiberg Wechselwirkungen von Kunst und Architektur nachzuzeichnen. Im Rahmen des Projekts wird die wissenschaftliche Bearbeiterin Dr. Eva Branscome erstmals die Archivmaterialien zum Bau des Museums Abteiberg aufarbeiten und Interviews mit Künstlern und Besuchern der frühen Jahre führen. Darüber hinaus möchte sie die in den meisten Fällen vergänglichen Ausstellungen und Performances der 1960er bis 1980er Jahre im alten und im neuen Museum in ihre Untersuchung mit einbeziehen. Kassettendialoge, Presserezensionen und Ausstellungsfotos gehören zu den wenigen Zeugnissen dieser Zeit und sind zusammen mit den frühen Ankäufen für die Museumssammlung eine wichtige Quelle.

Um den Entstehungskontext des neuen Museumsbaus einordnen zu können, sollen zentrale Ausstellungen und Ereignisse im alten Städtischen Museum sowie die Rolle des mit der Geschichte des Hauses so eng verbundenen Direktors Johannes Cladders untersucht werden. Darüber hinaus wird der Museumsbau selbst als Beispiel für die einzigartigen Bedingungen für Avantgarde-Kunst und Architektur jener Zeit sowie für die außergewöhnliche Zusammenarbeit zwischen Architekt bzw. Künstler und Museumsdirektor Gegenstand der Analyse sein. Die Projektergebnisse sollen in Form einer Monographie und von Artikeln in international rezipierten Magazinen publiziert werden. Zusätzlich geplant sind Präsentationen der laufenden Forschung bei führenden internationalen Konferenzen. Am 28. September 2014 fand zudem im Museum Abteiberg zum Abschluss der Ausstellung »Hans Hollein: Alles ist Architekur« das wissenschaftliche Symposium »Hans Hollein in retrospect. Die Aktualität einer neuen Forschung« statt.

Fördermaßnahmen

Die Gerda Henkel Stiftung unterstützt das Forschungsprojekt durch die Gewährung eines Forschungsstipendiums für die Projektbearbeiterin Dr. Eva Branscome sowie mit Fördermitteln zur Übernahme von Reise- und Sachkosten.

Dieses Projekt wurde im April 2015 dokumentiert