Dokumentation zu diesem Projekt
Die Salzmänner Irans. Das Kulturerbe des Salzmumien-Museums in Zanjān
1994 machten Arbeiter bei Abbauarbeiten in dem damals noch aktiven Salzbergwerk von Douzlākh bei Chehrābād im Nordwesten Irans einen spektakulären Fund: Sie stießen auf Überreste mehrerer mumifizierter Körperteile. Erste wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass es sich um einen vor 1.300 Jahren verstorbenen Mann handelte, der in der späten parthischen oder frühsassanidischen Zeit gelebt hatte („Salzmann 1“). Trotz dieses historisch wertvollen Fundes blieb das Salzbergwerk aktiv, und 2004 wurden erneut mumifizierte Körperteile („Salzmann 2“) entdeckt. Die regionale Denkmalbehörde leitete daraufhin Notgrabungen ein, bei denen weitere, teilweise mumifizierte Körper aufgefunden wurden. Nachdem der kommerzielle Salzabbau in Douzlākh eingestellt wurde, forscht seit 2007 ein Team aus iranischen, deutschen und britischen Archäologen in dem ehemaligen Salzbergwerk. Auf deutscher Seite sind das Deutsche Bergbau-Museum und die RuhrUniversität Bochum an den durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützten Arbeiten beteiligt. Die Wissenschaftler fanden Reste von insgesamt mindestens sechs Salzmumien, die mehrheitlich im Zolfaghari Museum in Zanjān sowie im Nationalmuseum in Teheran („Salzmann 1“) aufbewahrt werden. Die Bergmänner kamen bei mehreren schweren Grubenunglücken in der Zeit zwischen ca. 400 v. Chr. und dem fünften / sechsten Jahrhundert n. Chr. zu Tode. Irans „Salzmänner“ sind derzeit weltweit die einzigen erhaltenen Beispiele von Salzmumien.
Im Rahmen eines von der Gerda Henkel Stiftung in ihrem Förderschwerpunkt „Patrimonies“ geförderten Projekts wird eine iranisch-deutsche Forschergruppe gemeinsam Maßnahmen zur dauerhaften Bewahrung und Präsentation der Salzmumien und ihrer Ausrüstungsgegenstände durchführen. Partner sind das Deutsche Bergbau-Museum Bochum, die Ruhr-Universität Bochum, das Römisch-Germanische Zentralmuseum in Mainz, das Archäologische Museum Frankfurt, das Naturhistorische Museum Wien, die Iran Cultural Heritage Organisation Zanjān, das Zolfaghari Museum Zanjān und das Nationalmuseum Teheran. Die Projektkoordination liegt bei Dr. Natascha Bagherpour Kashani. Ziel ist es, ein zeitgemäßes Konservierungs- und Monitoringkonzept des für Iran einzigartigen archäologischen Erbes zu erarbeiten, eine Auswahl herausragender Funde in Deutschland zu restaurieren und eine Ausstellung für die iranische und deutsche Öffentlichkeit vorzubereiten. Die iranischen Mitarbeiter werden vor Ort und in Deutschland ausgebildet und in engem Kontakt über mehrere Jahre unterstützt. Da es bislang weltweit kaum Erfahrungen zur Konservierung von Salzmumien gibt, werden die sich aus dem Monitoring in Zanjān ergebenen Kenntnisse wertvoll für den Umgang mit organischen Funden im Allgemeinen sein: In Zanjān müssen mehrere Materialien an einem Ort konserviert werden – menschliche Überreste bzw. natürlich entstandene Mumien, Leder und Textilien. Die Konservierung der „Salzmänner“, die Neukonzeption der Dauerausstellung in Zanjān sowie Sonderausstellungen in Teheran und Deutschland sollen darüber hinaus auch einen Beitrag dazu leisten, das Kulturerbe der Provinz Zanjān bekannter zu machen und langfristig die touristischen Angebote Irans für in und ausländische Reisende zu verbessern. Die Erforschung von menschlichen und tierischen Überresten kann zudem wesentlich zum Verständnis der Evolution von Krankheiten beitragen. L.I.S.A. WISSENSCHAFTSPORTAL GERDA HENKEL STIFTUNG hat die Arbeiten in Zanjān filmisch begleitet und im Internet zur Verfügung gestellt: www.lisa.gerdahenkelstiftung.de/salzmumien.
Fördermaßnahmen
Die Gerda Henkel Stiftung unterstützt das Projekt durch die Übernahme von Personal-, Reise- und Sachkosten.
Projektleitung
Prof. Dr. Thomas Stöllner
Prof. Dr. Markus Egg
Dr. Wolgang David
Dr. Anton Kern
Projektkoordination
Dr. Natascha Bagherpour Kashani
Institutionen
Deutsches Bergbau-Museum Bochum
Ruhr-Universität Bochum
Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz
Archäologisches Museum Frankfurt/Main
Naturhistorisches Museum Wien
Bildnachweise
Alle Abb.: DBM/RUB
Dieses Projekt wurde im März 2018 dokumentiert.