Dokumentation zu diesem Projekt

Erwin Panofsky Korrespondenz – Edition von Band III und Band IV

Einführung

Erwin Panofsky (1892–1968) war einer der bedeutendsten Kunsthistoriker und Kulturwissenschaftler des 20. Jahrhunderts. Nach der Promotion 1914 in Freiburg über Dürers Kunsttheorie lehrte er von 1920 an als Privatdozent, von 1926 an als ordentlicher Professor für Kunstgeschichte in Hamburg. In engem Kontakt zu Aby M. Warburg und seiner kulturwissenschaftlichen Bibliothek, aber auch zu dem Philosophen Ernst Cassirer, baute er das kunsthistorische Institut der neugegründeten Universität zu einer damals einzigartigen Forschungsstätte auf, deren Ruf nicht nur viele Studenten anzog, sondern auch ausländische Forschungseinrichtungen auf die »Hamburger Schule« aufmerksam machte. 1933 wurde der Jude Panofsky zur Aufgabe seiner Professur gezwungen und emigrierte in die USA, wo er von 1935 an am Institute for Advanced Study in Princeton tätig war. Obwohl er bei seiner Forschungsarbeit die Gebiete der Stilkritik und der Geschichte der Kunsttheorie und Ästhetik nie aus den Augen verlor, wurde er in seinem neuen Umfeld vor allem als Erneuerer der Kunstgeschichtsforschung, geradezu als »Erfinder« von Ikonographie und Ikonologie wahrgenommen, der mit stupender Gelehrsamkeit und mühelos erscheinender Interdisziplinarität auch schwierige Bildinhalte zu entschlüsseln vermochte.

Ziel eines Forschungsprojekts unter der Leitung von Prof. Dr. Dieter Wuttke, Bamberg, ist die Edition der umfangreichen, der Forschung bisher weitgehend unbekannten Korrespondenz Erwin Panofskys in fünf Bänden, die jeweils mit einer Einleitung versehen, textkritisch aufbereitet, eingehend kommentiert, durch Verzeichnisse und Register erschlossen sowie durch Bilddokumente illustriert werden. Weltweit sind ca. 30.000 Briefe von und an den Kunsthistoriker erhalten. Über 26.000 davon wurden vom Herausgeber in öffentlichen und privaten Archiven aufgespürt, ca. 3.500 für die Publikation ausgewählt. Die Edition bietet aus der Perspektive einer exzeptionellen Persönlichkeit Einblicke in die wechselvolle Geschichte des 20. Jahrhunderts und setzt dabei besondere Schwerpunkte in den Bereichen Wissenschafts-, Sozial-, Personen- und Institutionengeschichte. Panofsky korrespondierte mit einer Vielzahl von Partnern, darunter Erich Auerbach, Albert Einstein, Ernst Kantorowicz, J. Robert Oppenheimer, Fritz Saxl, Wilhelm Vöge und Max M. Warburg. Seine Korrespondenz lässt den Wissenschaftler als Persönlichkeit im privaten und öffentlichen Wirken greifbar werden. Die Edition versteht sich daher auch als Beitrag zur Mikrohistorie des Lebens und Wirkens von Erwin Panofsky, der keine Autobiographie hinterlassen hat.

Während der erste Band die Spanne vom Beginn des Studiums bis zum Heimischwerden Panofskys in Princeton nachzeichnet, umfasst der zweite Band die Kriegs- und die unmittelbare Nachkriegszeit. Der 2006 im Harrassowitz Verlag Wiesbaden erschienene, von der Stiftung mit Personalmitteln geförderte dritte Band der Edition beinhaltet 717 ausgewählte Briefe aus den Jahren 1950–1956 und zeigt den Wissenschaftler auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft. Nicht weniger als sieben Monographien hat Panofsky in dieser Zeitspanne veröffentlicht. Der Band vermittelt aber auch das Bild des politisch engagierten Bürgers, der sich während der McCarthy-Ära leidenschaftlich und kompromisslos für Vernunft und akademische Freiheit einsetzt. Der vierte Band, für den die Stiftung ebenfalls Fördermittel zugesagt hat, umfasst die Zeitspanne von 1957 bis 1961 und ist 2008 erschienen.

Fördermaßnahmen

Die Gerda Henkel Stiftung hat die Edition von Band III und Band IV der Korrespondenz von Erwin Panofsky mit Fördermitteln in einer Gesamthöhe von rund 90.000 Euro unterstützt. Darin enthalten waren die Personalkosten für die wissenschaftliche Bearbeiterin Dr. Petra Schöner.

Organisation

Projektleitung
Prof. Dr. Dieter Wuttke
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Arbeitsstelle für Renaissanceforschung

Projektbearbeitung
Dr. Petra Schöner
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Arbeitsstelle für Renaissanceforschung

Publikationen

Dieter Wuttke (Hg.)
Erwin Panofsky, Korrespondenz 1910 bis 1968. Eine kommentierte Auswahl in fünf Bänden

Band I: Erwin Panofsky, Korrespondenz 1910 bis 1936
Wiesbaden 2001

Band II: Erwin Panofsky, Korrespondenz 1937 bis 1949
Wiesbaden 2003

Band III: Erwin Panofsky, Korrespondenz 1950 bis 1956
Wiesbaden 2006

Band IV: Erwin Panofsky, Korrespondenz 1957 bis 1961
Wiesbaden 2008

Dieses Projekt ist abgeschlossen.