Dokumentation zu diesem Projekt

Mare Nostrum Project: Das Anastasios-Edikt von al-Hallabat

Einführung

Vor dem Hintergrund der massiven Zerstörungen von Kulturgütern im Nahen Osten sowie der Fluchtbewegungen innerhalb der Region und nach Europa hat das Kuratorium der Gerda Henkel Stiftung im Herbst 2015 einen „Temporären Förderschwerpunkt für gefährdete und geflohene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Krisengebieten“ eingerichtet. Im Frühjahr 2016 kam ein „Soforthilfeprogramm für Syrien“ hinzu. Ziel der Initiativen: einzelnen Wissenschaftlern die Möglichkeit zu bieten, weiter forschen zu können, und unter Einbindung lokaler Akteure archäologische und historische Projekte in Syrien und den Nachbarländern auf den Weg zu bringen.

Eine der ersten Fördermaßnahmen war die Unterstützung des Projekts „Mare Nostrum“ – ein Verbund aus mehreren voneinander unabhängigen Teilprojekten in Jordanien. Das Land hat eine Vielzahl syrischer und palästinensischer Flüchtlinge aufgenommen, die sowohl in riesigen Lagern als auch in den Städten und Gemeinden leben. Der Archäologe Prof. Dr. Thomas Maria Weber-Karyotakis (German Jordanian University, Amman) entwickelte das Vorhaben und übernahm die Koordination. Die Idee hinter „Mare Nostrum“: An den Projekten sind jordanische und syrische Wissenschaftler, Handwerker und Arbeiter aus den palästinensischen und syrischen Flüchtlingslagern, jordanische und syrische Studierende der Ammaner Universitäten sowie die lokale Bevölkerung gleichermaßen beteiligt.

Ein weiteres „Mare Nostrum“-Projekt ist ein präventives Dokumentations- und Rekonstruktionsprojekt: Zwei jordanische Restauratorinnen formten die einzelnen Inschriftenblöcke des sogenannten Anastasios-Ediktes ab, um die Inschrift rekonstruieren zu können. Der griechische Gesetzestext, in dem die Verwaltung der Ostgrenze des Byzantinischen Reiches beschrieben wird, wurde während der Regierungszeit des Kaisers Anastasios I. (fünftes bis sechstes Jahrhundert n. Chr.) angefertigt. Im siebten Jahrhundert n. Chr. wurde die Inschrift jedoch demontiert und die einzelnen Inschriftenblöcke wurden beim Bau des ummayyadischen Wüstenschlosses in al-Hallabat wiederverwendet und in den Wänden verbaut.

In den Jahren 2013 und 2014 wurde mit einer Abformung der einzelnen Inschriftenblöcke als präventive Maßnahme begonnen, gefördert durch das Kulturerhalt-Programm des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland. Durch die weitere finanzielle Unterstützung dieses Projektes im Rahmen des „Temporären Förderschwerpunkts für gefährdete und geflohene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Krisengebieten“ der Gerda Henkel Stiftung konnte die Abformung der Inschrift vollständig abgeschlossen werden.

Zu didaktischen Zwecken wurden mehrere Kopien der Inschrift in Originalgröße am Campus der Jordanischen Universität Amman, am Jordan Museum Amman, am Besucherzentrum des Wüstenschlosses in al-Hallabat und nahe des Kultuzentrums in Umm al-Jimal angebracht. Heute stehen diese als didaktisches Instrument für die Ausbildung jordanischer Studenten in griechischer Inschriftenkunde zur Verfügung.

40 Jahre - 40 Projekte

Dieses Projekt war Teil der Jubiläumssseite zum 40-jährigen Bestehen der Gerda Henkel Stiftung.

Dieses Projekt wurde 2016 dokumentiert.