Dokumentation zu diesem Projekt

Preservation and Consolidation of the Wall Paintings in Siq al Barid, Beidha (Petra), Jordanien

Einführung

Wegen ihrer beeindruckenden Grabtempel mit Monumentalfassaden zwischen tiefen Felsschluchten gilt Petra, die einstige Hauptstadt des Nabatäer-Reiches, als einzigartiges Kulturdenkmal und wurde im Dezember 1985 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Nur wenige Kilometer nördlich von Petra liegt der relativ unbekannte Vorort Siq el-Barid („der kalte Schacht“), der auch Little Petra genannt wird. Als Karawanenrastplatz auf der Handelsroute zwischen Mittelmeer und Rotem Meer und als größter Warenumschlagsplatz von Petra kam Siq el-Barid in nabatäischer Zeit jedoch eine viel größere Bedeutung zu als der Name „Klein-Petra“ heute vermuten lässt. Im engen Tal wurden zahlreiche Wohn-, Kult- und Speiseräume in den Fels eingelassen. Grabstätten wie in Petra konnten hingegen kaum ausgemacht werden.

Hervorzuheben ist hier vor allem ein Biklinium, ein Speiseraum mit zwei aus dem Fels gearbeiteten Liegebänken (Klinen). An der Rückseite des Raumes öffnet sich eine Nische, deren Gewölbe mit beeindruckenden Deckenmalereien verziert ist. Durch Trauben, Weinreben, Blumen, Vögel und mythologischen Figuren wurde der Eindruck einer Weinlaube erzeugt. Die Verzierungen gelten als eines der wenigen Zeugnisse nabatäischer Malerei und werden in die zweite Hälfte des ersten Jahrhunderts n. Chr. datiert. Durch eine schwarze Rußschicht und mehrere Zentimeter dicke Ruß-Ablagerungen waren die Malereien im Detail jedoch vor wenigen Jahren kaum noch zu erkennen. Hinzu kam die Beschädigung durch mehrere eingeritzte Graffiti aus dem 20. Jahrhundert.

Um diese seltenen Wandmalereien zu bewahren, wandte sich Aysar Akrawi vom Petra National Trust, eine gemeinnützige und nichtstaatliche Organisation zur Erhaltung des kulturellen Erbes Petras, im Jahr 2006 an die Gerda Henkel Stiftung. Ziel eines Projekts des Petra National Trust war es, die Deckenmalereien zu restaurieren, zu schützen und das Biklinium für Besucher zugänglich zu machen. Die mehrjährigen Restaurierungsarbeiten konnten im September 2010 abgeschlossen werden, so dass die Deckenmalereien heute in neuem Licht erstrahlen.

Die Restaurierung ging mit einer wissenschaftlichen Untersuchung der Malereien einher. Die technische Auswertung der verwendeten Farben ergab, dass Bleiweiß, Ägyptisch Blau, Kupfergrün, Farberden und organische Farben auf einen gipsartigen Untergrund aufgetragen wurden. An einzelnen Weinblättern konnte sogar eine Vergoldung nachgewiesen werden. Die Ikonographie der Weinreben mit Eroten, Tieren und Blumen kann mit dem Kult um Dionysos verbunden werden, der auf das Gelage unter der Weinlaube im Biklinium verweist.

Nach der Restaurierung konnte eine deutliche Zunahme an Touristen im Siq el-Barid verzeichnet werden, wovon auch die einheimische Bevölkerung heute profitiert. Gleichzeitig bedeutet dies auch, dass das Biklinium mit seinen einzigartigen Malereien weiterhin vor Verfall und Vandalismus geschützt werden muss.

40 Jahre - 40 Projekte

Dieses Projekt war Teil der Jubiläumsseite zum 40-jährigen Bestehen der Gerda Henkel Stiftung.

Bildnachweise

Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung vom Petra National Trust und The Courtauld Institute of Art.

Dieses Projekt wurde 2016 dokumentiert.