13.09.2022

Als der Iran mit Israel stimmte und China mit den Vereinigten Staaten

Historikerin Lorraine Daston erhält Gerda Henkel Preis und träumt von der Einheit der Wissenschaft

Die Wissenschaftshistorikerin Prof. Dr. Dr. h.c. Dr. h.c. Lorraine Daston hat gestern in Düsseldorf den mit 100.000 Euro dotierten Gerda Henkel Preis erhalten. In ihrer Preisrede sprach die langjährige Direktorin des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte in Berlin über den "Traum von der Einheit der Wissenschaft". Wie die gebürtige US-Amerikanerin darlegte, scheiterte dieser Traum meistens, gelang jedoch auch gelegentlich, allerdings als Einheit der Wissenschaftler, nicht der Wissenschaft: 2018 brachten 54 Nationen einstimmig eine Neudefinition der Maß- und Gewichtseinheiten zum Abschluss, das Internationale Einheitensystem (SI). Es herrschte Einmütigkeit jenseits aller politischen Differenzen. Lorraine Daston: "Der Iran stimmte zusammen mit Israel dafür, Ungarn mit Frankreich und China mit den Vereinigten Staaten." Die Verleihung des Gerda Henkel Preises sollte zunächst im Jahr 2020 stattfinden. Pandemiebedingt konnte Lorraine Daston die Auszeichnung erst jetzt entgegennehmen.

Der Gerda Henkel Preis ehrt exzellente und international anerkannte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die herausragende Forschungsleistungen erzielt haben und weitere erwarten lassen. Der Vorsitzende des Vorstands der Gerda Henkel Stiftung, Dr. Michael Hanssler, verwies in diesem Zusammenhang auf Lorraine Dastons soeben erschienenes Buch "Rules". Darin analysiert die Autorin die vielen Regeln, die unser Leben ordnen, warum manche Regeln funktionieren und andere nicht, und wie sie sich in der westlichen Tradition entwickelt haben.

In einem Podiumsgespräch blickten Lorraine Daston und der Berliner Kunsthistoriker Prof. Dr. Peter Geimer auf die wechselvolle Geschichte wissenschaftlicher Abbildungen - von der kunstvoll gestalteten Illustration bis zur hochtechnisierten Darstellung des schwarzen Lochs: Obwohl diese Bilder immer eine entscheidende Rolle spielten, habe es sehr unterschiedliche Vorstellungen davon gegeben, was ein wissenschaftliches Bild leistet. Das Gespräch machte deutlich, warum Bilder in den Naturwissenschaften immer noch unentbehrlich sind, selbst im Zeitalter von Big Data.

Kontakt:
Pressestelle der Gerda Henkel Stiftung
Dr. Sybille Wüstemann
Telefon +49 211 93 65 24 - 19
Telefax +49 211 93 65 24 - 44
wuestemann@gerda-henkel-stiftung.de

Bildanforderung | Lorraine Daston erhält Gerda Henkel Preis