Dokumentation zu diesem Projekt

Der Kommissarbefehl. Wehrmacht und NS-Verbrechen an der Ostfront 1941/42

Einführung

Als am 22. Juni 1941 mehr als drei Millionen Soldaten des Deutschen Reichs und seiner Verbündeten die Grenzen der Sowjetunion überschritten, hatten sie genaue Vorgaben zur Art und Weise der Kriegsführung im Gepäck: bewusst sollten die völkerrechtlich bindenden Grenzen überschritten werden. Einer der schwerwiegendsten Befehle waren die „Richtlinien für die Behandlung politischer Kommissare“ vom 6. Juni 1941 – die im allgemeinen Sprachgebrauch als „Kommissarbefehl“ bekannt geworden sind. Diese Richtlinien forderten von den deutschen Heereseinheiten, die Politischen Kommissare der Roten Armee – mit wenigen Ausnahmen – unmittelbar zu liquidieren.

Der Kommissarbefehl gilt heute als einer der am besten dokumentierten verbrecherischen Befehle des Dritten Reichs. In mehrerer Hinsicht kommt ihm eine besondere Bedeutung zu: im Gegensatz etwa zu den unterschiedlichen Anweisungen, die zur Vernichtung des europäischen Judentums führten, wurde er in klarer Sprache und ohne euphemistische Verklausulierungen formuliert. Der Befehl wurde schriftlich verfasst. Er ging nachweislich den Ermordungen voraus: die Taten waren also von oben befohlen und gingen keinesfalls auf Radikalisierungsprozesse im Verlauf des Krieges zurück. Zudem ist auch die unmittelbare Verantwortlichkeit Adolf Hitlers für den Befehl unumstritten.

Trotz der Eindeutigkeit des Erlasses und seiner tausendfachen Durchführung wurde die Wirkmächtigkeit des Befehls lange angezweifelt. Da die Forschung seine Implementation nur in stichprobenartigen Untersuchungen belegt hatte, konnte sie den Argumenten, nach denen die Durchführung des Befehls in der Kriegswirklichkeit von den Truppen mehrheitlich abgelehnt worden ist, nur wenig entgegensetzen. In seiner Studie, deren Entstehung in den Jahren 2004 bis 2007 von der Gerda Henkel Stiftung gefördert wurde, hat Dr. Felix Römer im Militärarchiv Freiburg die überlieferten Dokumente sämtlicher Armeen, Korps, Divisionen und Regimenter, die von Juni 1941 bis Mai 1942 an der Ostfront eingesetzt wurden, systematisch ausgewertet. Er konnte dabei nicht nur den Nachweis einer flächendeckenden Weitergabe des Befehls bis auf die untersten Hierarchieebenen erbringen, sondern auch die Art und Weise der Durchführung des Befehls vor Ort und für viele Einheiten sogar detaillierte statistische Vollzugszahlen belegen.

40 Jahre - 40 Projekte

Dieses Projekt war Teil der Jubiläumssseite zum 40-jährigen Bestehen der Gerda Henkel Stiftung.

Dieses Projekt wurde 2016 dokumentiert.