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Safeguarding Tigray’s wall paintings: proposal for a region-wide survey of wall-painting heritage in Tigray region, Ethiopia, and urgent conservation work

Trotz der Restaurierungsmaßnahmen finden in den Kirchen Messen statt, wie hier in der Felskirche Abuna Yemata, Guh, in der Region Gheralta.

Einführung

Einige der frühesten und bedeutendsten Beispiele kirchlicher Kunst Äthiopiens sind in der Region Tigray zu finden, wie zum Beispiel die reich verzierten Garima Gospels im Kloster von Abu Garima, die bis ins vierte Jahrhundert zurückdatiert werden. Während die Felskirchen im etwa 500 Kilometer entfernten Lalibela durch Wallfahrten, Tourismus und wissenschaftliches Interesse einen internationalen Bekanntheitsgrad erlangt haben, sind die über hundert Kirchen in Tigray mit ihren einzigartigen Wandgemälden außerhalb Äthiopiens weitestgehend unbekannt. Bei diesen handelt es sich überwiegend um Felskirchen, was die Gebäude und ihre Kunstwerke besonders anfällig für Steinschläge macht. Ausgelöst werden diese durch Gestein, das in Folge von Erdbeben, hoher Feuchtigkeit oder zu hohen Salzgehalts zunehmend verfällt. Auch ungünstige Wetterbedingungen können große Schäden bewirken und sogar zur Auflösung der in die Wand gearbeiteten Gemälde führen, sodass fast ein Fünftel der Wandgemälde in den letzten fünfzig Jahren verschwunden sind.

Hier setzt das Projektvorhaben von Blair Priday an, die sich als Direktorin des Ethiopian Heritage Fund (EHF) gemeinsam mit dem äthiopischen Ministerium für Kultur und Tourismus, der Behörde für Forschung und Erhalt des Kulturerbes (ARCCH), regionalen Kulturbüros, sowie der Universität Addis Ababa und der Universität Mek´ele bereits seit 2013 für den Schutz des kulturellen religiösen Erbes in Form von Wandgemälden in den Kirchen Tigrays einsetzt.

Zwei Felskirchen auf dem Qorqor Mountain in GheraltaIn den vergangenen fünfzig Jahren verschwanden aufgrund von Wetterbedingungen und Gesteinsverfall neunzehn Prozent aller Wandgemälde in den Kirchen Tigrays, die Hälfte davon in den letzten fünf Jahren.Trotz der Restaurierungsmaßnahmen finden in den Kirchen Messen statt, wie hier in der Felskirche Abuna Yemata, Guh, in der Region Gheralta.Ashenafi Hagos (links) vom Tigray Bureau of Culture and Tourism und Lisa Shekede (rechts) vom Ethiopian Heritage Fund bei der Prüfung und Dokumentation der Wandgemälde in der Felskirche von Debre Tsion in Gheralta.

Im Rahmen des Vorhabens sind zwei sechswöchige Phasen geplant. Während der ersten Phase sollen 20 bis 25 Stätten besichtigt und dokumentiert, in der zweiten Phase die Restaurierungs- und Konservierungsarbeiten aufgenommen werden. Im Frühjahr 2019 hat bereits ein viertägiger Workshop in der Stadt Gheralta stattgefunden, der sich an Tour Guides der Guides Association richtete. Zentrale Themen waren Informationsverbreitung, Wissenstransfer und grundlegende Erhaltungsfragen.

Im Mittelpunkt des Vorhabens stehen zwei der bedrohtesten Gemälde der Region. Eines davon ist das freiliegende Wandbild in der Kirche Ara Ero des Heiligen Tekla Haymanot aus dem frühen 18. Jahrhundert, der als einziger Heilige Äthiopiens über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist und auch in den Kirchen Roms und Ägyptens verehrt wird. In der Kirche Ara Ero soll eine dauerhafte Dachkonstruktion den derzeitigen temporären Schutz ersetzen, um das Wandgemälde besser vor Umwelteinflüssen zu schützen. Seit den 1970er Jahren, als das Dach durch ein Unwetter zerstört wurde, lag das Innere der Kirche mitsamt den Malereien frei. Die von der EHF im Jahr 2015 angebrachte Schutzfolie konnte zwar Regen abhalten, nicht jedoch die Sonneneinstrahlung, die langfristig zu Rissen und Brüchen in der Wand und im Gemälde führt. Sobald das Gemälde umfassend geschützt ist, kann die Forschungsgruppe mit der Restaurierung beginnen. Zusätzlich wird eine Datenbank zu Monitoring-, Erhaltungs- und Schutzmaßnahmen erstellt. Das zweite Teilvorhaben bezieht sich auf die ikonografischen Darstellungen der Kirche Petros und Paulos Melehayzenghi. Diese Felskirche wird auf das zehnte oder elfte Jahrhundert datiert und ist zum Teil in den anliegenden Felsen aus Sandstein geschlagen worden. Infolge eines Einsturzes des südlichen Kirchenschiffes bröckelte der bemalte Putz ab und beschädigte so die auf die zweite Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts datierten Wandgemälde stark. Ein Großteil der Malerei ist delaminiert und verlustgefährdet, hinzu kommt eine Bedrohung des gesamten Gebäudes durch Termitenbefall. Daher werden zunächst Architekten und Tragwerksplaner mit Kenntnissen über historische Gebäude und bautechnische Fragen konsultiert, bevor mit der Restaurierung der Wandmalereien begonnen werden kann.

Neben dem Erhalt der christlichen Ikonografie, die prägend auf die nationale äthiopische Identität wirkte, ist ihre Erfassung zentral für das Forschungsvorhaben. Die Untersuchungen sollen auf weitere Standorte ausgedehnt werden, um eine umfassende Bestandsaufnahme zu ermöglichen. Die Daten werden zentral archiviert und verarbeitet, sodass in Zukunft ein schneller Zugriff gewährleistet ist. Außerdem sollen weitere Touristen- und Besucherziele erschlossen werden, um die Überlastung der Hauptattraktionen zu verringern.

Auf L.I.S.A. WISSENSCHAFTSPORTAL GERDA HENKEL STIFTUNG wurde das Projekt ausführlich in einer Videoreihe dokumentiert. 

Fördermaßnahmen

Die Gerda Henkel Stiftung unterstützt die Restaurierungsarbeiten durch die Gewährung von Fördermitteln zur Übernahme von Personal-, Reise- und Sachkosten.

Projektleitung

Blair Priday

Dieses Projekt wurde im Mai 2020 dokumentiert.