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Die römische Militärbasis bei Dura-Europos in Syrien. Die Visualisierung einer archäologischen Stätte

Heliodorus, Soldat der römischen Garnison, auf einer bemalten Steinplatte. Diese stammt von der Deckenbemalung eines Wohnhauses.

Einführung

Die Ruinen der antiken Stadt von Dura-Europos in Syrien bieten Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen der Altertumswissenschaft tiefe Einblicke in den Nahen Osten als Teil des Imperium Romanum. Gelegen am Euphrat kurz vor der Grenze zum Irak, war Dura-Europos zunächst eine griechische Militärkolonie, bevor sie im Jahr 165 n. Chr. in den römischen Machtbereich überging, zu dem sie bis zu ihrer Zerstörung durch die Sassaniden 256/257 n. Chr. gehörte. Nicht nur aufgrund des trockenen Wüstenklimas sind die Ruinen gut erhalten, sondern auch, weil die Stadt nach ihrer Zerstörung nicht mehr besiedelt wurde und verlassen zurückblieb. Nach ihrer Wiederentdeckung im Jahr 1920 wurden ungefähr vierzig Prozent der an der Stätte vermuteten Ruinen und Objekte geborgen, darunter ungewöhnlich gut erhaltenen Papyri. Herausragend unter den Funden sind vor allem die bisher älteste Kirche der Welt und die mit figürlichen Szenen ausgemalte Synagoge.

Aus eben diesem Grund ist die archäologische Stätte für die Altertumswissenschaft besonders ergiebig. Auch der Archäologe Dr. Simon James setzte sich mit ihr in seinem Forschungsprojekt auseinander und konzentrierte sich dabei auf einen bisher wenig beachteten Aspekt der Geschichte Dura-Europos’: die römische Militärbasis. In einem ausführlichen englischsprachigen Werk legt Dr. James seine Forschungsergebnisse dar, die er im Rahmen des Ausgrabungsprojekts von 2005 bis 2010 gemeinsam mit der Mission Franco-Syrienne d’Europos-Doura sowie der Yale University Art Gallery erfasste. Dabei legt er einen besonderen Schwerpunkt auf die visuelle Darstellung der historischen Stätte, kombiniert mit archäologischen und textlichen Quellen, die Dura-Europos für die wissenschaftliche Interpretation ihrer militärisch-zivilen Geschichte bietet. So bilden neben den alten Stadtruinen auch die zahlreichen Papyri die Grundlage für Dr. James’ Analysen zur Bedeutung der großen Militärbasis, die von der römischen kaiserlichen Garnison im Norden der Stadt angelegt worden war und ein Viertel der Gesamtfläche der ummauerten Stadt einnahm. Dabei kommt er zu zwei Schlüsselergebnissen: Er identifizierte eine demografische Komponente im römischen Dura, die bisher unbekannt geblieben war, nämlich dass die Anzahl von Militärangehörigen, die sich vor allem aus Bediensteten und Familienmitgliedern zusammensetzten, sehr hoch anzusetzen ist. Die römische Militärgemeinschaft war dementsprechend weit mehr als nur eine Gruppe von Soldaten, sie bildete vielmehr eine Stadt in der Stadt. Außerdem ist die Militärbasis auch wesentlich älter als bisher angenommen. Sie wird von Dr. James auf das späte zweite Jahrhundert datiert, anstatt auf das frühe dritte. Diese Ergebnisse implizieren, dass die römische Militärpräsenz einen größeren Einfluss auf das Leben in Dura-Europos ausübte, als bislang angenommen.

Die vorliegende Arbeit beschreibt vor dem Hintergrund imperialer Politik und Kriege detailliert die römische Militärkunde und trägt zum besseren Verständnis des Römischen Ostens bei. Dies ist umso notwendiger in Anbetracht des seit 2011 andauernden Krieges in Syrien, in dessen Verlauf es zu Plünderungen und Zerstörungen der Ruinenstadt Dura-Europos kam, die in ihrem Ausmaß noch nicht zu überschauen sind. Die existentielle Bedrohung des syrischen Kulturerbes macht es dringend erforderlich, das Wissen, das bereits vorhanden ist, zu erweitern, zu veröffentlichen und für die Zukunft zu sichern.

Projektleitung

Prof. Dr. Simon James

Fördermaßnahmen

Die Gerda Henkel Stiftung unterstützte dieses Forschungsprojekt durch die Gewährung eines Stipendiums sowie die Übernahme von Reise- und Sachkosten.

Das Projekt wurde im Mai 2020 dokumentiert.