Gerda Henkel Preis 2016

Foto: Stephan Brendgen

Prof. Dr. Dr. h.c. Lyndal Roper (Oxford)
Geschichte der Frühen Neuzeit

„Die australisch-britische Historikerin Lyndal Roper, Regius Professorin für Geschichte an der Universität Oxford, gehört zu den weltweit renommiertesten Vertreterinnen und Vertretern der Geschichte der Frühen Neuzeit. Sie hat bahnbrechende Arbeiten zur Sozial-, Geschlechter-, Psycho- und Körpergeschichte vorgelegt, die gleichermaßen durch theoretischen Scharfsinn, souveräne Beherrschung einer imponierenden Fülle von Quellen und eine geschliffene Sprache zu bestechen vermögen. In ihren Forschungen zum Reformationszeitalter hat Frau Roper die Beziehungen zwischen Religionen und sozialer Ordnung in einer völlig neuartigen Weise konzeptualisiert. Die Untersuchungen über Hexerei und Hexenverfolgung markieren den forschungsgeschichtlich nachhaltigen Übergang von der Frauengeschichte zur Geschlechtergeschichte. Die jüngsten, von einem körpergeschichtlichen Ansatz geleiteten Studien zur Biographie Martin Luthers werden im Lutherjahr 2017 sicherlich den Verlauf der Debatte über den Reformator nachdrücklich mitbestimmen. Lyndal Roper, die auch weit über die epochalen Grenzen der Frühen Neuzeit hinaus Wirksamkeit zu entfalten vermag, zählt zu den prägenden Gestalten der internationalen Geschichtswissenschaft.“ (Begründung der Jury)

Lyndal Anne Roper, geboren 1956, studierte an der Universität Melbourne Geschichte und Philosophie. 1985 wurde sie am King’s College der Universität London promoviert. Nach Stationen an der Universität London, dem Wissenschaftskolleg zu Berlin und dem Max-Planck-Institut für Geschichte in Göttingen lehrte sie als Professorin für Geschichte der Frühen Neuzeit am Royal Holloway College der Universität London. 2002 wechselte sie an das Balliol College der Universität Oxford. Seit 2011 ist sie als erste Frau „Regius“-Professorin am Oriel College der Universität Oxford. Im Juni 2016 erschien ihre englischsprachige Biographie „Martin Luther. Renegade and Prophet“ (deutsche Ausgabe: Der Mensch Martin Luther. Die Biographie, September 2016).

Publikation

Lyndal Roper
Luther und ich: Wie eine Frau dazu kam, die Biographie eines Patriarchen zu schreiben
Verleihung des Gerda Henkel Preises 2016 und 40-jähriges Stiftungsjubiläum
Gerda Henkel Vorlesung
Herausgegeben von der Gerda Henkel Stiftung
2017, 40 Seiten, 5 Beiträge, 8 Abbildungen
broschiert/Fadenheftung, EUR 9,20, Rhema-Verlag, ISBN 978-3-86887-038-1

Preisrede von Prof. Dr. Dr. h.c. Lyndal Roper

Luther und ich: Wie eine Frau dazu kam,
die Biographie eines Patriarchen zu schreiben

Prof. Dr. Dr. h.c. Barbara Stollberg-Rilinger

Laudatio auf Prof. Dr. Dr. h.c. Lyndal Roper

Zu Gast bei L.I.S.A. mit Prof. Dr. Dr. h.c. Lyndal Roper

Der Mann Luther und seine Zeit

Martin Luther befand sich in einer permanenten Auseinandersetzung mit seinem männlichen Körper, so die These der Frühneuzeithistorikerin Prof. Dr. Lyndal Roper von der University of Oxford in ihrer vielbesprochenen Luther-Biographie. Die äußere körperliche Beschaffenheit sowie die Veränderungen, die sie im Laufe der Zeit erfuhr, stehen sinnbildlich für die verschiedenen Phasen, die Luther in seinem Leben durchlaufen hat: die als Mönch, als Ritter und schließlich als Patriarch. Aus welchen Quellen zieht Lyndal Roper diese Rückschlüsse? Welche Fragen an seinen Körper haben Luther und sein Denken ihrer Meinung nach besonders geprägt? War der Mann aus Wittenberg ein Kind seiner Zeit oder war er vielmehr ein Sonderling? Wir haben diese und andere Fragen Prof. Dr. Lyndal Roper gestellt.