Dokumentation zu diesem Projekt

Living in the ruins of the city of Teotihuacán (Mexico)

Rechts die Sonnenpyramide, links die Mondpyramide in Teotihuacán, Mexiko

Einführung

Als die Azteken im 14. Jahrhundert nach Teotihuacán kamen, fanden sie die Stadt ausgestorben vor – Häuser, Paläste, Tempel und Pyramiden lagen in Ruinen. Aufgrund der geradezu mythischen Atmosphäre gaben sie ihr den Namen „Teotihuacán“, was so viel bedeutet wie Wo man zu einem Gott wird. Teotihuacán im zentralen Hochland von Mexiko ist nicht nur eine der bedeutendsten prähistorischen Städte Amerikas, sie war mit etwa 150.000 Einwohnerinnen und Einwohnern auch eine der weltweit größten Städte der damaligen Zeit. Bis heute ist nicht vollständig geklärt, aus welchen Gründen das einst dominierende kulturelle, wirtschaftliche und militärische Zentrum Mesoamerikas zwischen 650 und 750 n. Chr., Jahrhunderte vor der Wiederentdeckung durch die Azteken, weitestgehend verlassen wurde.

Die Forschungsgruppe um Dr. Natalia Moragas und Dr. Alessandra Pecci fragt nun nach dem Alltag in der verlorenen, aufgegebenen Stadt: Wie lebte es sich in der größten Stadt auf dem amerikanischen Kontinent nach ihrem Zusammenbruch? Wieso verblieben einige Familien in einer beinahe ausgestorbenen Stadt, wie überlebten sie? Wie schlossen neue Gruppe wie die Tolteken oder Azteken an kulturelle Errungenschaften an? Wie interagierten die verschiedenen Gruppen miteinander?
Teotihuacán ist eine Schlüsselkomponente im Verständnis von Entstehung und Wachstum multikultureller urbaner Gesellschaften und Staatsbildung. Der Zusammenbruch der Stadt ist eines der wichtigsten Ereignisse in der mesoamerikanischen Archäologie, da er einen kulturellen und soziopolitischen Wandel in diesem Gebiet markiert. Dementsprechend detailliert wurden die Stadt und ihre kulturelle Bedeutung ebenso wie ihre Geschichte erforscht. Anstatt nach Gründen für die große Krise zu suchen, die diese Kultur heimgesucht hat, konzentriert sich dieses Forschungsvorhaben auf die Zeit, als der Prozess des Zusammenbruchs vollständig abgeschlossen und die Stadt in der Erinnerung der indigenen Gesellschaft "verloren" war, um dann aber von ihren neuen Siedlern und Siedlerinnen in einem ganz anderen soziokulturellen und wirtschaftlichen System und Kontext neu gestaltet zu werden. Mittels Primär- und Sekundärliteratur, Feldforschung, Datenerhebung sowie -verarbeitung will die Forschungsgruppe um Dr. Moragas und Dr. Pecci unter Hinzuziehung von archäologischen Sammlungen und ethnohistorischen Quellen diese Forschungslücke schließen. Ziel ist die Entwicklung eines GIS-Modells, das eine fotogrammetrische Darstellung der ausgewählten Gebiete sowie ausgewählter Szenarien des Lebens in Teotihuacán in der postklassischen Zeit ermöglicht. Am Ende des Projekts soll die visuelle Aufbereitung der Forschungsergebnisse einem breiten Publikum zur Verfügung stehen.

Projektleitung

Dr. Natalia Moragas Segura
Dr. Alessandra Pecci

Institution

Universität Barcelona

Fördermaßnahmen

Die Gerda Henkel Stiftung unterstützt das Forschungsprojekt durch ein Forschungsstipendium für die Bearbeiterin Dr. Maria Torras Freixa sowie durch ein Promotionsstipendium für den Bearbeiter Miquel Creus Brunat.

Das Projekt wurde im Mai 2021 dokumentiert.