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Pressemitteilung, 11.06.2018

Prof. Dr. Achille Mbembe erhält den Gerda Henkel Preis 2018

Foto: (c) Dr. Nguemning

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Der Gerda Henkel Preis 2018 geht an den Historiker und Politikwissenschaftler Prof. Dr. Achille Mbembe. Der aus Kamerun stammende Forscher lehrt am Wits Institute for Social and Economic Research der University of the Witwatersrand in Johannesburg, Südafrika. Er wird die mit 100.000 Euro dotierte Auszeichnung am 8. Oktober 2018 in Düsseldorf entgegennehmen. "In diesem Jahr haben uns 134 Nominierungen aus 36 Ländern erreicht", so Dr. Michael Hanssler, Vorsitzender des Vorstands der Gerda Henkel Stiftung. "Dass die Wahl auf Achille Mbembe gefallen ist, zeigt, dass auf dem afrikanischen Kontinent exzellente wissenschaftliche Arbeit geleistet wird. Ich hoffe, dass Prof. Mbembes Auszeichnung vielen jungen Forscherinnen und Forschern - nicht nur in Afrika - Mut machen und eine Inspiration sein wird."  

Das Stiftungskuratorium folgte in seiner einstimmigen Entscheidung einer Empfehlung der Jury, der die Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats der Stiftung sowie stiftungsunabhängige Persönlichkeiten angehören. Die Jury begründete ihre Empfehlung wie folgt:  

"Achille Mbembe (*1957) zählt zu den international führenden Vertretern der postkolonialen Theorie und gehört zu den wenigen aus Afrika stammenden und auch in Afrika wirkenden Wissenschaftlern, die sich auf diesem hoch aktuellen Forschungsgebiet profiliert haben. International bekannt machte ihn zuerst sein Buch "De la postcolonie. Essai sur l’imagination politique dans l’Afrique contemporaine" (2000) (engl.: "On the postcolony"). Seither hat sich Mbembe mit seinem wissenschaftlichen Œuvre, in dem Geschichtsschreibung, politische Analyse und Philosophie auf eine ganz eigene Art miteinander verwoben werden, als einer der anregendsten Denker Afrikas ein weltweites Renommee verschafft. Seine auch ins Deutsche übersetzten Bücher "Kritik der schwarzen Vernunft" und "Ausgang aus der langen Nacht“ sind eindrucksvolle Zeugnisse einer sehr eigenständigen und ebenso kritischen wie selbstkritischen Denkweise, die Mbembes Forschungen durchgängig prägen. Seine ebenso kontroversen wie beunruhigenden Überlegungen zu Afrikas Platz in einer globalen Ordnung entfalten ihre nachhaltige Wirkung auch weit über grundlegende Debatten über den Postkolonialismus hinaus. Sie lenken den Blick auf das "Labor Afrika" jenseits aller gängigen Stereotypen und verweisen auf Zusammenhänge zwischen Kolonialismus, Rassismus und Kapitalismus, die auch hierzulande immer noch einer fundierten Auseinandersetzung bedürfen."  

Achille Mbembe ist Research Professor für Geschichte und Politik am Wits Institute for Social and Economic Research (WISER) der University of the Witwatersrand in Johannesburg, Südafrika. Er wurde in Kamerun geboren und im Fach Geschichte an der Université de Paris 1-Panthéon Sorbonne promoviert. Er lehrte an der Columbia University, der University of Pennsylvania und der Duke University. Von 1996 bis 2000 war er Generalsekretär des Council for the Development of Social Science Research in Africa (CODESRIA). Zu seinen Auszeichnungen zählen der Ernst-Bloch-Preis (2018) und der Geschwister-Scholl-Preis (2015). Seine Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt, darunter ins Arabische, Deutsche, Englische, Italienische, Niederländische, Polnische, Portugiesische, Rumänische und Spanische. Achille Mbembe ist Mitglied der American Academy of Science.

Seit 2006 wird der Gerda Henkel Preis in einem Turnus von zwei Jahren an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verliehen, die in den von der Gerda Henkel Stiftung geförderten Disziplinen und Förderbereichen herausragende Forschungsleistungen erzielt haben und weitere erwarten lassen. Der Gerda Henkel Preis ist mit 100.000 Euro dotiert. Frühere Preisträgerinnen und -träger sind der Kunsthistoriker Prof. Dr. Dr. h.c. Dr. h.c. Martin Warnke (2006), der Soziologe und Kulturhistoriker Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Richard Sennett (2008), die Islamwissenschaftlerin Prof. Dr. Dr. h.c. Gudrun Krämer (2010), der Historiker Prof. Dr. Jürgen Osterhammel (2012), der Altertumswissenschaftler Prof. Dr. Stephan Seidlmayer (2014) und die Historikerin Prof. Dr. Dr. h.c. Lyndal Roper (2016) (https://www.gerda-henkel-stiftung.de/preis).  

Die Gerda Henkel Stiftung wurde im Juni 1976 von Frau Lisa Maskell zum Gedenken an ihre Mutter Gerda Henkel als rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts mit Sitz in Düsseldorf errichtet. Die Förderungen der Gerda Henkel Stiftung gelten den Historischen Geisteswissenschaften. In einigen Programmen wendet sich die Stiftung darüber hinaus gegenwarts- und zukunftsbezogenen Themen zu, vor allem im Rahmen der Sonderprogramme "Islam, moderner Nationalstaat und transnationale Bewegungen" sowie "Sicherheit, Gesellschaft und Staat". Im Rahmen des Lisa Maskell Stipendienprogramms fördert die Stiftung junge Geisteswissenschaftler in Afrika und Südostasien. In ihrem Förderschwerpunkt "Patrimonies" setzt sie sich für den Erhalt kulturellen Erbes vor allem in Krisenregionen ein. Im Zusammenhang mit geförderten Projekten unterstützt die Stiftung im Rahmen von ergänzenden Vorhaben auch soziale und humanitäre Maßnahmen. Die Gerda Henkel Stiftung kann ihre Zwecke im In- und Ausland verwirklichen.

Kontakt:
Pressestelle der Gerda Henkel Stiftung
Dr. Sybille Wüstemann
Telefon +49 211 93 65 24 19
Telefax +49 211 93 65 24 44
E-Mail: wuestemann@gerda-henkel-stiftung.de