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Pressemitteilung, 14.11.2018

Tiefseewelten und Kulturerhalt
Gerda Henkel Stiftung bewilligt 50 neue Projekte weltweit und stellt 4,2 Millionen Euro bereit

Die Gerda Henkel Stiftung fördert rund 50 neue Projekte weltweit. Die Stiftungsgremien bewilligten in ihrer Herbstsitzung hierfür knapp 4,2 Millionen Euro. Jeweils zwei Initiativen sind Untersuchungen zur Unterwasserwelt in der Kunst- und Umweltgeschichte und dem kulturellen Erbe in Mesoamerika gewidmet.

Förderbeispiele I: Deep Blue
Die Unterwasserwelt, traditionell gedeutet als Ort des Wunderbaren und Fremden, der verborgenen Schrecken und großen Tiefen, ist Thema eines Forschungsprojekts von Dr. Franziska Brons (Leuphana Universität Lüneburg). Die Kunsthistorikerin untersucht submarine Bilder im Zeitraum von 1870 bis 1930. Sie geht der Frage nach, wie Naturforscher und Künstler unter den erschwerten Bedingungen von Dunkelheit und Salzwasser gearbeitet haben. Welche fotografischen Prozesse und kinematografischen Verfahren fanden Anwendung? Wie wurden die benötigten technischen Instrumente wassertüchtig gemacht? Und sie erinnert daran, dass auch Maler gelegentlich in Taucherglocken oder mit bleibeschwerter Staffelei Unterwasseransichten geschaffen haben.

Ein besonderes Kapitel der Umweltgeschichte des Ozeans wird Dr. Ole Sparenberg (Universität des Saarlandes) untersuchen: den Tiefseebergbau. Darunter versteht man den Abbau so genannter Manganknollen aus großer Wassertiefe, vor allem um der hohen Nickel-, Kupfer- und Kobaltanteile willen. Der Tiefseebergbau hätte den ersten großflächigen Eingriff in das Ökosystem des Tiefseebodens dargestellt. Seine Planungen erlebten eine Hochzeit zwischen 1972 bis 1982. Dennoch wurden alle Arbeiten in der ersten Hälfte der 1980er Jahre eingestellt, ohne dass bis heute ein kommerzieller Abbau von Manganknollen stattgefunden hätte. Ole Sparenberg beschäftigt sich mit dem Aufstieg und Niedergang des Tiefseebergbaus zwischen ca. 1965 und 1985. Und er blickt auf die sich wandelnden Bewertungen bei Unternehmen, Regierungen und in der Gesellschaft.

Förderbeispiele II: Ethnologische Forschung und eigene Geschichte in Mesoamerika
Das Audio- und Videomaterial aus vierzig Jahren Forschung zu indigenen Kulturen Mesoamerikas steht im Zentrum eines mexikanisch-deutschen Projekts am Leibniz-Zentrum Allgemeine Sprachwissenschaft (ZAS) in Berlin. Es handelt sich um Aufnahmen verschiedener mesoamerikanischer Sprachen aus den Beständen deutscher Linguisten und Ethnologen. Ihre Tonbänder und Kassetten sind mit fortschreitender Zeit zunehmend gefährdet. Sie sollen daher am Hamburger Zentrum für Sprachkorpora digitalisiert und archiviert und in Form der digitalisierten Sprachaufnahmen den Herkunftsgesellschaften in Mexiko zurückgegeben werden.

Die Kekchí (oder Q'eqchi')-Maya-Gemeinden im Tiefland Guatemalas zählen zu den bevölkerungsreichsten Maya-Sprachgruppen des Landes. Trotz einer offensichtlichen Nähe zu den Maya-Gesellschaften ihrer Vorfahren ist das ihnen in der Schule vermittelte Geschichtsbild stark eurozentristisch geprägt. Nur wenige Angehörige der Gemeinden haben Zugang zur Erforschung ihrer eigenen, oft oralen, Quellen. Im Rahmen eines zweijährigen Programms der guatemaltekischen Organisation "Sacred Earth" können Lehrer und lokale Autoritäten ihr Wissen im Umgang mit Archiv- und ethnohistorischem Material vertiefen und sich mit ihrer eigenen Geschichte auseinandersetzen. Lokales Wissen und mündliche Traditionen sollen geschützt und so die Identität der Kekchí-Maya gestärkt werden.

Die Gerda Henkel Stiftung wurde im Juni 1976 von Frau Lisa Maskell zum Gedenken an ihre Mutter Gerda Henkel als rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts mit Sitz in Düsseldorf errichtet. Die Förderungen der Gerda Henkel Stiftung gelten den Historischen Geisteswissenschaften. In einigen Programmen wendet sich die Stiftung darüber hinaus gegenwarts- und zukunftsbezogenen Themen zu, vor allem im Rahmen der Sonderprogramme "Islam, moderner Nationalstaat und transnationale Bewegungen" sowie "Sicherheit, Gesellschaft und Staat". Im Rahmen des Lisa Maskell Stipendienprogramms fördert die Stiftung junge Geisteswissenschaftler in Afrika und Südostasien. In ihrem Förderschwerpunkt "Patrimonies" setzt sie sich für den Erhalt kulturellen Erbes vor allem in Krisenregionen ein. Im Zusammenhang mit geförderten Projekten unterstützt die Stiftung im Rahmen von ergänzenden Vorhaben auch soziale und humanitäre Maßnahmen. Die Gerda Henkel Stiftung kann ihre Zwecke im In- und Ausland verwirklichen.

Kontakt:
Pressestelle der Gerda Henkel Stiftung
Dr. Sybille Wüstemann
Telefon +49 211 93 65 24 19
Telefax +49 211 93 65 24 44
E-Mail: wuestemann@gerda-henkel-stiftung.de