Restoration and restitution of the early 20th century stained glass windows of Nuestra Señora de los Angeles Parish in Mexico City. Training in stained glass conservation for Mexican specialists

Nuestra Señora de los Angeles. Restaurierung der Buntglasfenster aus dem frühen 20. Jahrhundert

Nach der Restaurierung erstrahlt der Engel wieder in altem Glanz.

(übersetzter Projekttitel)

Nuestra Señora de los Angeles ist eine der berühmtesten Kirchen in Guerrero, einem traditionsreichen Viertel im historischen Teil von Mexiko-Stadt. Die Gründungsgeschichte geht auf eine schwere Überschwemmung im Jahr 1580 zurück, nach der ein Bürger namens Izayoque eine Leinwand mit einem Marienbildnis in den Trümmern fand und dieses auf eine Lehmwand kopierte. Später wurde die Wand neu gestaltet und in die 1808 zur Marienverehrung fertiggestellte Kirche überführt, die bald zum Zentrum des Gemeinschaftslebens werden sollte – bis zum Jahr 2017, als das stärkste von drei Erdbeben im September die weithin sichtbare, mit wertvollen Buntglasfenstern ausgestattete Kuppel der Kirche teilweise zum Einsturz brachte.

Da es sich bei Nuestra Señora de los Angeles um ein historisches Bauwerk von nationaler Bedeutung handelt, werden der Erhalt sowie die Reparatur der Erdbebenschäden gemeinsam von der Episkopalen Kirche, dem Kulturministerium Mexikos sowie dem für Denkmalschutz zuständigen Instituto Nacional de Antropología e Historia (INAH) organisiert und finanziert. Um der Stellung der Kirche als Herzstück der Nachbarschaft gerecht zu werden, entwickelten die lokalen Akteure, Nachbarn und Gemeindemitglieder gemeinsam einen Projektplan rund um die Restaurierung der Kuppel und die Reparatur beziehungsweise Rekonstruktion der Fenster. Vor dem Beben verfügte die Kuppel über acht mit der Hierarchie der Engel bemalte Buntglasfenster. Fünf wurden bei dem Einsturz schwer beschädigt, drei vollständig zerstört. Die Werkstatt des Glasmalers Franz Xaver Zettler – des Gründers der Königlich Bayerischen Hofglasmalerei – hatte die Fenster mit jeweils drei Metern Durchmesser zwischen 1900 und 1913 produziert und angebracht.  Noch heute befinden sich die Originalentwürfe im Besitz der von Zettlers Schwiegervater gegründeten Mayer’schen Hofkunstanstalt in München, so dass eine originalgetreue Wiederherstellung möglich ist.

Die Türme der Kirche Nuestra Señora de los Angeles
Das zentrale Buntglasfenster bei der Restauration
Die restaurierten Fensterteile werden registriert und fotografisch dokumentiert.

Ziel des von der Gerda Henkel Stiftung geförderten und von der nationalen Koordinatorin für Kulturerhalt Mexikos sowie Leiterin des INAH, María del Carmen Castro Barrera, initiierten Pilotprojekts ist es, in Kooperation mit der Mayer’schen Hofkunstanstalt einen intensiven Trainingskurs für bereits auf Glasmalerei spezialisierte mexikanische Restauratorinnen und Restauratoren zu entwickeln, in dem umfassende Kenntnisse über die Herstellung der Fenster, die komplexen Schritte für die Restaurierung sowie die spezifischen Bedingungen für ihren Erhalt vermittelt werden. Aufgabe der so weitergebildeten Spezialistinnen und Spezialisten ist es, zunächst eines der zerstörten Buntglasfenster zu restaurieren und anschließend – finanziert durch den mexikanischen Staat – an der Reparatur und Restaurierung der weiteren Fenster zu arbeiten.

In der Kirche Nuestra Señora de los Angeles wurde inzwischen eine Werkstatt eingerichtet, der Zustand der Fenster dokumentiert und Studien über die ursprünglich verwendeten Techniken angefertigt. Die Buntglasfenster waren bis zum Einsturz der Kuppel mehr als hundert Jahre den Umwelteinflüssen ausgesetzt und mussten mechanisch sowie physikalisch-chemisch gereinigt werden, um sie beispielsweise von Oxidationsrückständen und Vogelkot zu befreien. Erst danach konnten das Zusammensetzen sowie die Arbeiten an den Malschichten auf dem Glas und der Metallkonstruktion beginnen. Finanziert aus Mitteln des staatlichen Katastrophenfonds werden zudem die Kuppel der Kirche stabilisiert und die zerstörten Teile wieder aufgebaut, so dass die Fenster anschließend an ihren alten Platz zurückkehren können. Die enge Einbindung der lokalen Bevölkerung in alle Maßnahmen zur Reparatur der Erdbebenschäden soll auch langfristig Perspektiven für den Erhalt der für Mexiko-Stadt bedeutenden Kirche eröffnen. Nach Abschluss der Arbeiten in Nuestra Señora de los Angeles werden die im Verlauf des Projekts weitergebildeten Expertinnen und Experten darüber hinaus für den Erhalt des in Mexiko zum nationalen Kulturerbe gehörenden Bestandes an Buntglasmalerei in anderen historischen Gebäuden zur Verfügung stehen und selbst die Ausbildung in diesem Bereich übernehmen.

Projektleitung

María del Carmen Castro Barrera

Institution

Instituto Nacional de Antropología e Historia, Mexico City

Förderung

Die Gerda Henkel Stiftung unterstützt das Vorhaben durch die Übernahme von Personal-, Reise- und Sachkosten.