The Long Emergency: The Postcolonial State, Labour and the Railway Strike of 1974

Indiens Eisenbahnstreik von 1974. Postkolonialer Staat, Arbeit und nationaler Notstand

8. Mai 1974: Bewaffnete Polizisten eskortieren diesen Zug in Madras während des Eisenbahnstreiks.

(übersetzter Projekttitel)

Der Achtstundentag war eine der ältesten Forderungen der Arbeiterbewegung. Im 1947 unabhängig gewordenen Indien wurde im „Factories Act“ von 1948 die erlaubte tägliche Arbeitszeit auf neun Stunden festgelegt. Dies gilt bis heute. Doch Arbeiterinnen und Arbeiter der Indischen Eisenbahn mussten mitunter mehrere Tage am Stück arbeiten – so lange wie ihr Zug unterwegs war. Um gegen diese, noch aus der britischen Kolonialzeit stammende Regelung vorzugehen, traten am 8. Mai 1974 mehr als zwei Millionen Arbeiterinnen und Arbeiter in den Streik und brachten die indische Wirtschaft zum Stillstand. Es war einer der größten Arbeitskämpfe in der Geschichte des Landes.

Die indische Premierministerin Indira Ghandi (1917–1984), 1967

Für Dr. Prerna Agarwal markiert der Vorgang einen Wendepunkt in der Geschichte Indiens: Die amtierende Premierministerin Indira Ghandi ließ den Streik nach wenigen Wochen niederschlagen. Tausende Streikende wurden verhaftet und verloren ihre Stellungen. Nur ein Jahr später verhängte Ghandi den nationalen Notstand, mit dem zahlreiche Grundrechte eingeschränkt oder aufgehoben wurden.

 

Dr. Prerna Agarwal stellt diese beiden historischen Ereignisse in einen Zusammenhang: den Übergang von der Demokratie zum Autoritarismus. Anhand von Regierungsdokumenten, Aufzeichnungen von Gewerkschaften sowie Interviews mit Zeitzeugen des Streiks beschreibt die Historikerin den Charakter des postkolonialen indischen Staates und welche Rolle Arbeit als politische Kategorie bei der Entwicklung des modernen Indiens spielte.

Stipendiatin

Dr. Prerna Agarwal, Göttingen

Förderung

Die Gerda Henkel Stiftung unterstützt das Projekt durch die Gewährung eines Forschungsstipendiums sowie die Übernahme von Reisekosten.

 

Das Vorhaben wurde im Frühjahr 2024 dokumentiert.