The Long Emergency: The Postcolonial State, Labour and the Railway Strike of 1974
(übersetzter Projekttitel)
Der Achtstundentag war eine der ältesten Forderungen der Arbeiterbewegung. Im 1947 unabhängig gewordenen Indien wurde im „Factories Act“ von 1948 die erlaubte tägliche Arbeitszeit auf neun Stunden festgelegt. Dies gilt bis heute. Doch Arbeiterinnen und Arbeiter der Indischen Eisenbahn mussten mitunter mehrere Tage am Stück arbeiten – so lange wie ihr Zug unterwegs war. Um gegen diese, noch aus der britischen Kolonialzeit stammende Regelung vorzugehen, traten am 8. Mai 1974 mehr als zwei Millionen Arbeiterinnen und Arbeiter in den Streik und brachten die indische Wirtschaft zum Stillstand. Es war einer der größten Arbeitskämpfe in der Geschichte des Landes.
Für Dr. Prerna Agarwal markiert der Vorgang einen Wendepunkt in der Geschichte Indiens: Die amtierende Premierministerin Indira Ghandi ließ den Streik nach wenigen Wochen niederschlagen. Tausende Streikende wurden verhaftet und verloren ihre Stellungen. Nur ein Jahr später verhängte Ghandi den nationalen Notstand, mit dem zahlreiche Grundrechte eingeschränkt oder aufgehoben wurden.
Dr. Prerna Agarwal stellt diese beiden historischen Ereignisse in einen Zusammenhang: den Übergang von der Demokratie zum Autoritarismus. Anhand von Regierungsdokumenten, Aufzeichnungen von Gewerkschaften sowie Interviews mit Zeitzeugen des Streiks beschreibt die Historikerin den Charakter des postkolonialen indischen Staates und welche Rolle Arbeit als politische Kategorie bei der Entwicklung des modernen Indiens spielte.
Stipendiatin
Dr. Prerna Agarwal, Göttingen
Förderung
Die Gerda Henkel Stiftung unterstützt das Projekt durch die Gewährung eines Forschungsstipendiums sowie die Übernahme von Reisekosten.
Das Vorhaben wurde im Frühjahr 2024 dokumentiert.