Dokumentation zu diesem Projekt

Soziales Handeln an der frontier. Macht, Krieg und Religion im vorkolonialen Westafrika

Einführung

Das heutige Afrika ist maßgeblich durch die Zeit der westlichen Kolonisation geprägt. Schon ein kurzer Blick auf die Landkarte zeigt schnurgerade Grenzen, die ohne Rücksicht auf historische Entwicklungen durch landfremde Eroberer gezogen wurden. Der starke Einfluss des Kolonialismus hat dazu geführt, dass die vorkoloniale Geschichte Afrikas oft aus dem Blick gerät. Vorherrschend sind immer noch Vorstellungen des historischen Afrikas als staatenloser und historisch statischer Raum. Nachweislich gab es aber eine Vielzahl staatlicher oder staatsähnlicher Gebiete, und die afrikanische Landkarte war – wie in Europa auch – einem kontinuierlichen Wandlungsprozess unterworfen. Insbesondere die Kontaktzone zwischen den islamisch geprägten Gebieten Nordafrikas und den Gebieten südlich der Sahara veränderte sich stetig.

In den Jahren 2011 bis 2013 unterstützte die Gerda Henkel Stiftung im Rahmen des Sonderprogramms „Islam, moderner Nationalstaat und transnationale Bewegungen“ ein Forschungsprojekt unter der Leitung von Prof. Dr. Winfried Speitkamp, das staatliche Veränderungen im Westafrika von der Mitte des 16. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts und die damit verbundenen Wandlungsprozesse in den Blick nimmt. Die Forschergruppe, bestehend aus Professor Speitkamp und den beiden Promovenden Stephanie Zehnle und Christian Holt, untersuchte den politischen Umbruchprozess in der Sahelzone vergleichend an zwei historischen Fallbeispielen: die marokkanische Zerstörung des Songhay-Reichs, das im 16. Jahrhundert weite Teil der Sahelzone entlang des Niger-Flusses beherrscht hatte, sowie die Etablierungsphase des Kalifats Sokoto, das im frühen 19. Jahrhundert durch Aktivisten einer islamischen Reformbewegung gegründet wurde und weite Teile der nördlichen Gebiete der heutigen Staaten Nigeria und Kamerun umfasste. Wie veränderten Krieg und andauernde Konfliktsituationen das Leben der Menschen? Welche Auswirkungen hatte das Eindringen neuer Machthaber mit anderen religiösen und kulturellen Vorstellungen? Wie vermischten sich unterschiedliche Lebensweisen?

Zur Beantwortung dieser Fragen sichtete die Projektgruppe umfangreiche Bestände arabisch- und hausa-sprachiger Quellentexte in Deutschland, Ghana, Großbritannien, Frankreich, Marokko, Mali, Niger und den USA. Ein Großteil der Quellen wurde erst in jüngerer Zeit erschlossen und erstmals wissenschaftlich ausgewertet. Als Ergebnisse liegen mehrere Aufsätze sowie zwei Dissertationen vor. 

Interview

L.I.S.A - Das Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung fördert ein Interview mit Stephanie Zehnle über ihre Dissertation zum vorkolonialen Afrika.

40 Jahre - 40 Projekte

Dieses Projekt war Teil der Jubiläumssseite zum 40-jährigen Bestehen der Gerda Henkel Stiftung.

Dieses Projekt wurde 2016 dokumentiert.