26.04.2022

Skandalös: Urteil gegen Osman Kavala

Nach der endgültigen Verurteilung Osman Kavalas zu einer lebenslangen Haftstrafe kritisiert der Vorsitzende des Vorstands der Gerda Henkel Stiftung, Dr. Michael Hanssler, die Entscheidung mit deutlichen Worten: „Osman Kavala ist der Gerda Henkel Stiftung über die Förderarbeit seit vielen Jahren eng verbunden. Die gestern bekannt gewordene Verurteilung Herrn Kavalas steht in klarem Widerspruch zu rechtsstaatlichen Grundwerten, zu denen sich auch die Türkei bekannt hat.“ Michael Hanssler erinnert daran, dass der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte die Türkei zur unverzüglichen Freilassung Osman Kavalas verbindlich verpflichtet hat. „Dieser Forderung schließt sich die Gerda Henkel Stiftung an und hofft, dass dieses skandalöse Urteil keinen Bestand haben wird“.

Der türkische Kulturmäzen und Menschenrechtsaktivist Osman Kavala war 2017 inhaftiert worden. Ein Istanbuler Gericht verurteilte ihn gestern (am 25.04.2022) zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe unter erschwerten Bedingungen. Der Vorwurf eines angeblichen Regierungsumsturzes wird auch in Deutschland als völlig haltlos zurückgewiesen.

Osman Kavala hatte 2002 die Organisation Anadolu Kültür gegründet. Seit 2018 fördert die Gerda Henkel Stiftung die Initiative “Diyarbakır’s Memory: Archive and Portal”. Im Zentrum steht Diyarbakır mit seiner langen, bis in die Antike zurückreichenden Geschichte. Die südostanatolischen Stadt ist reich an materiellem und immateriellem Kulturerbe, das jedoch durch bewaffnete Konflikte, Stadtplanung und soziale Faktoren zunehmend zu verschwinden droht. Das Projekt “Diyarbakır’s Memory: Archive and Portal” hat zum Ziel, die Erinnerung an dieses Kulturerbe zu bewahren. Durchgeführt von Anadolu Kültür und der Diyarbakır Association for the Protection of Cultural and Natural Assets, entsteht in Diyarbakır ein digitales Archiv (DİYARBAKIR'S MEMORY (diyarbakirhafizasi.org))

In einer weiteren wesentlichen Entscheidung bewilligten Stiftungsgremien in ihrer jüngsten Sitzung (Frühjahr 2022) ein zweites Projekt unter der Leitung der Diyarbakır Association for the Protection of Cultural and Natural Assets. Im Zentrum stehen die Handschriften je einer syrischen und einer chaldäischen Kirchenbibliothek in Diyarbakır. Wie in der ganzen Türkei haben auch in Diyarbakır syrische und chaldäische Gemeinden mit abnehmenden Mitgliederzahlen zu kämpfen. Ihre Kulturgüter können sie kaum aus eigener Kraft schützen und erhalten. Die Ergebnisse gehen in das von Anadolu Kültür erstellte digitale Archiv zu Diyarbakir ein.